6.6.08

Island Sommer 2008 (1) Der Norden



1. Teil - Der Norden
2. Teil - Westfjorde
3. Teil - Der Westen
4. Teil - Im Süden

Freitag 6.Juni. Ennetmoos

Auf gehts zum neuen Island Abenteuer. Fast alles ist gepackt und die Fähre bereits seit Monaten gebucht. Die Berge sind Nebel- verhangen und beim Einladen des Elektro- velos von Klaus regnet es. Anni steht am Fenster und schüttelt den Kopf, als wir das Velo zerlegen und ins kleine Auto stopfen. Guten Mutes machen wir uns auf den Weg, Klaus auf die Velotour in Friesland und ich nach Island. Kaum haben wir die Schweiz verlassen, wird das Wetter immer besser und ab Mittag scheint die Sonne. Dank einigen Staus geniessen wir die Landschaft abseits der Autobahn und kommen daher erst um 11Uhr Nachts nach Elmshorn, wo wir dank GPS auf anhieb ein Zimmer finden.

Samstag 7.Juni. Elmshorn (D)

Klaus und ich gehen nun getrennte Wege. Während Klaus Friesland mit dem Eletrovelo erkundet, fahre ich bei strahlendem Sonnenschein quer durch Dänemark nach Hanstholm, wo mich die Fähre nach Island erwartet. Obwohl es noch nicht Saison ist, sind bereits viele nach Norden unterwegs. Pünktlich um 17 Uhr stechen wir in See. Bei wolkenlosem Himmel geniesse ich die Sonne auf Deck und werde wohl bereits mit einem Sonnenbrand in Island ankommen.

Sonntag 8.Juni Bergen (N)

Unsere Fähre, die Norröna, hat noch immer Frühlings- fahrplan. Deshalb laufen wir am Morgen die Hansestadt Bergen an. Eine Stunde Aufenthalt reicht leider nicht für einen Landgang. Bergen als angeblich regenreichste Stadt macht heute ihrem Namen keine Ehre, von Regen keine Spur. Zwischen den kleinen Schären Inseln durch schlängeln wir uns Richtung offenes Meer. Heute schippern wir an den Shetland Inseln vorbei nach Färoer.

Montag 9.Juni Torshavn (FO)

Früh um Sechs kommen wir in Torshavn an. Da die Smyiril Line wohl den Titel der inkopetentesten Fährgesellschaft anstrebt, veranstaltet sie wie jedes Mal beim Ein- und Ausladen ein Riesenchaos. Einige Fahrzeuge mit Anhänger wurden auf der Einfahrt geparkt, so dass erst die Anhänger mühsam gewendet werden müssen, bevor die ersten Autos rausfahren können. So ist es viertel vor Acht, als ich endlich das Tageslicht erblicke und losfahren kann. Auf den Färöer Inseln herscht das Wetter, das hier üblich ist, sprich Nebel und Nieselregen. Trotzdem fahre ich in den Norden nach Eidy und Giov. Ganz kurz blickt die Sonne durch, so dass ich doch noch ein paar Blicke auf die wunderbare Landschaft werfen kann. Das gleiche Puff beim Einchecken, und los gehts nach Island. Zwischen Regenschleiern, Nebelfetzen und wenigen Sonnenstrahlen sehe ich Färöer hinter mir entschwinden und eine wilde Nacht auf dem Meer erwartet mich.

Dienstag 10. Juni Seydisfjördur (IS)

Schon lange vor der Ankunft sehe ich die steilen Felsen der Ostfjorde aus dem Meer ragen. Schneefelder grüssen mich unter Nebelfetzen. Die Ankunft mit dem Schiff in Island ist immer noch ein grosses Erlebnis. Da das Schiff zu früh angekommen ist, wüssen wir über 3 Stunden warten bis wir aussteigen können. Jetzt gehts endgültig los. Natürlich muss uch noch kurz am Gufufoss anhalten, bevor ich in Egilstadir posten gehe und E-Mail SMS und Blog pflege. Die Sonne schaut auch noch kurz vorbei und jetzt suche ich mir ein schönes Nachtquartier.

Mittwoch 11. Juni Eidar

Ein bisschen kühl und windig, so um die 6 Grad, typisches Islandwetter halt. Zelt zusammen- packen und ab Richtung Norden. Ich habe ein winziges Fleckchen Blau am Himmel entdeckt. Tatsächlich wird es immer besser und bald sehe ich die Halbinsel Langanes im Sonnenschein vor mir. Bei tiefblauem Himmel fahre ich über die Holperpiste hinaus bis zum Leuchtturm. Heute gehört die ganze Halbinsel mir aleine, nicht ganz, denn es hat noch zehntausend brütende Vögel auf den Vogelfelsen. Abends mache ich den ersten Versuch, die Mitternachtssonne zu Fotografieren, aber kurz nach Mitternacht schiebt sich eine Wolkenwand vor die Sonne.

Donnerstag 12. Juni Langanes

Nach dem wunderbaren Sonnentag gestern ist wieder Islandwetter. Heute will ich versuchen Josef zu treffen. Er ist der grösste Islandfan den ich kenne und immer im Sommer auf Island anzutreffen. Im Hotel in Raufarhöfn sagt man mir, er sei in den Bergen. Also erst mal ein SMS absenden und schon läutet das Telefon. An einem kleinen See abseits der Strasse hat sich Josef gemütlich eingerichtet. Bei Kaffee und Kuchen lassen wir alte Zeiten wieder aufleben.

Freitag 13. Juni Raufahrhöfn

Oh Wunder, es ist warm und wolkenlos. Bei diesem strahlenden Wetter mache ich mich bald auf den Weg und umrunde den nördlichsten Zipfel Islands. Der mächtige Dettifoss zieht mich an. Die tosenden Gletscherwasser in der mächtigen Schlucht sind ein imposanter Anblick. Von ferne grüsst der Herdubreid, einer der schönsten Berge von Island. Seine gleichmässige Form mit der Majestätischen Schneehaube ist einzigartig und nicht allzu oft sichtbar. Noch trennen mich aber etliche Kilometer Wellblechpiste von der Ringstrasse. Alle Hochlandpisten sind noch geschlossen, also komme ich nicht mehr näher ran.

Samstag 14. Juni Egilstadir

An einem Bach mit Sicht auf die Bergkette habe ich ein wunderbares Nachtlager gehabt. Heute will ich den neuen Stausee in den Bergen Besichtigen. Durch die einzigen Wälder Islands entlang des Lögurin Sees und dann über weite Hochebenen führt eine gute Strasse zum Stausee Halslon. Im Tal herrscht üppiger Frühling, auch wenn erst der Löwenzahn blüht, doch in höheren Regionen gibts noch kein Grün. Der fast 200m hohe aufgeschüttete Damm hält die Gletscherwasser des Vatnajökull zurück, um dann das Wasser durch ein riesiges Tunnelsystem auf 6 Torbinen zu leiten. Unweit von Egilstadir kommt das Wasser dann wieder an die Oberfläche und färbt den früher blauen Lögurin grau ein. Auf der Rückreise nach Egilstadir muss ich eine kilometerlange Baustelle mit Schotterpiste bewältigen, und da passierts, ein Reifen wird aufgeschlitzt. Es ist Samstagabend und so werde ich wohl eine längere Pause in Egilstadir einlegen. Abends bei Kaffee und "Guetsli" frage ich mich, was wohl der Grund für die Reiffenpanne ist. Als ich die isländischen Schockoriegel anbeisse weiss ich warum, aller Gummi steckt in diesem Riegel statt im Pneu.

Sonntag 15. Juni Egilstadir

Heute ist der 10. Tag meiner Reise und daher sicher eine Pause angesagt. Lange schlafen und dann schauen wo es den besten Kaffee und Kuchen gibt.




Montag 16. Juni Egilstadir

Am Montag wird wieder in die Hände gespuckt, vier neue isländische Pneu montiert und ab über Pass und Schotter- strasse nach Borgarfjördur. Leider zeigt sich heute das Wetter mehr von der isländischen Seite. Nieselregen und Nebelfetzen werden von einem kräftigen Wind über die Berge gefegt. Nur gut hat mein Auto eine eingebaute Kaffeemaschine, so kann ich gemütlich im trockenen sitzen und den Wetterkapriolen zuschauen. Auch bei Wind und Wetter ist Island eindrücklich, und wenn die Nebelfetzen aufreissen, gibt es überraschende Ausblicke. Mein heutiges Ziel ist der Schwarzwald. Ein wenig Abseits der Ringstrasse gibt es in einem kleinen Wald das Hotel Svartiskogur.

Dienstag 17. Juni Svartiskogur

Heute ist der Isländische Nationalfeier- tag. Im Svartiskogur spürt man allerdings nichts davon. Nicht mal eine Island-Flagge ist gehisst. Am Frühstücks- tisch wird fast überall schweizerdeutsch gesprochen, nur zwei Holländer sind auch noch da. Das Svartiskogur als Geheimtipp wird jetzt auch von Reisebüros als Teil der Mietwagenrundreise angeboten. Am Morgen Nieselt es noch leicht, aber als die Sonne teilweise durchdrückt, beschliesse ich den Umweg über die Hellisheidi zu nehmen. Dieser Pass bietet einen wunderbaren Ausblick über Flussmündung und Strand. Bis ich dann oben bin, hat das Wetter wieder gewechselt und Nebel und Schneeflocken kämpfen bei 0.5° um die Vorherrschaft. Aber immer wieder reissen die Wolken auf und machen den Sonnenstrahlen Platz, die eine karge aber schöne Landschaft beleuchten. Bald künden Lavafelder neben der Strasse die Nähe von Myvatn an, einem aktiven Vulkangebiet. Heute hat's am Mückensee aber keine Mücken. Sie können wohl nicht schnell genug fliegen.

Mittwoch 18. Juni Myvatn

Kaltes und windiges Wetter herrscht hier oben am Mückensee. Unmittelbar am See finde ich ein schönes Zimmer mit Ausblick. Hier im Trockenen kann ich beobachten wie die Wolken vorbeiziehen und ab und zu auch mal eine Schneeflocke fallen lassen. Gegen Mittag kommen dann die ersten blauen Flecken zum Vorschein. Ich erkunde die Lavalandschaft rund um den See. In Island gibt es jedes Wetter, jeden Tag. So auch heute. Sonne und Nieselregen wechseln sich ab. Auf der Fahrt nach Reykjalhid habe ich die Auswahl, durch die Sonne oder durch den Regen zu fahren. Ich entscheide mich für den Regen und werde mit einer schönen Aussicht auf die Schönwetterseite des Mückensees belohnt. In der Nähe liegt das Thermalgebiet Krafla. Hier wird schon seit 40 Jahren aus heissem Dampf Strom erzeugt. Allerdings ist dieser Schwefeldampf sehr aggressiv, so dass die Turbinen in den Anfangsjahren mehrmals zerstört wurden. Im Gegensatz zu den heissen Dämpfen im Erdinnern weht an der Oberfläche ein ziemlich kühles Lüftchen, sprich Schneesturm. Ich kehre also gerne in die Wärme zurück und bringe am Fensterplatz meine Fotos ins Internet. www.bilderreise.ch

Donnerstag 19. Juni Myvatn

Auch heute ist kühles Wetter um die 2° angesagt. Genau das Richtige für ein Bad im Freien. Im Naturebath Myvatn geniesse ich das heisse Thermalwasser und fahre dann weiter Richtung Husavik. Hier am Mückensee ist es kalt und regnerisch, aber bereits kurz nach Husavik zeigt sich die Sonne wieder. In einer ehemaligen Schule beziehe ich Nachtquartier.

Freitag 20. Juni Asbyrgi

Durch die Öxarfjardar- heidi führt mich die Piste durch das einsame Hinterland wieder nach Raufahrhöfn. Durch die Melrakkasletta geht es zurück nach Skulagardur und ich nehme Abschied vom Nördlichsten Zipfel Islands. Abends wird es immer sonniger und ich muss unbedingt noch mal raus. In Asbyrgy geniesse ich einen wunderbaren Sommerabend. Noch um 23 Uhr bescheint die Sonne die Felsen und sie spiegeln sich im kleinen See. Um Mitternacht geniesse ich die Sonne auf den Klippen.

Samstag 21. Juni Asbyrgi

Ein wunderbarer Morgen lockt mich in den Nationalpark und animiert zu einer Wanderung rund um die Echofelsen. In der gewaltigen Schlucht der Jökulsa a Föllum sind aus Lava und durch Erosion imposante Kunstwerke der Natur entstanden. Am Mittag bilden sich im Landesinnern wieder Wolken, aber die Küste bleibt sonnig. An der Halbinsel Tjörnes grüssen die schneebedeckten Berge über die Bucht bei Husavik. Nochmals einen kleinen Abstecher an den Myvatn. Abends grüsst die Sonne bei bedecktem Himmel durch einen schmalen Spalt zwischen 23 und 24 Uhr den Mückensee und ich schaue mit dem Hofhund den friedlichen Enten zu. Nur manchmal ein Platschen und Auffliegen der Enten, wenn der Jagdtrieb beim Hund kurz aufflammt.

Sonntag 22. Juni Myvatn

Heute verlasse ich das Gebiet des Mückensees und fahre weiter Richtung Akureyri. Im schönsten Sonnenschein bewundere ich den Godafoss. Und einen Hügel weiter grüsst das Nordmeer. Im Ladesinnern hat es eine Wolkendecke, aber im Norden scheint die Sonne. Das alte Gehöft Laufas mit seinen Torfhäusern fasziniert mich immer wieder. Über einen Pass will ich ganz nach Norden vorstossen, muss aber kurz vor dem Ziel wegen einem Bach mit zu viel Wasser umkehren, denn Baden in Island ist zwar angesagt, aber ohne Auto. Ich beschliesse das schöne Wetter im Norden auszunutzen und fahre rund um den Fjord nach Siglufjördur, um die Mitternachtssonne zu fotografieren. Gleich vor dem Tunnel installiere ich mich auf einer Klippe und richte alle Rohre gen Norden.

Montag 23. Juni Siglufjördur

Das Ausharren hat sich gelohnt. Kurz nach 1 Uhr erreicht die Sonne ihren tiefsten Punkt und ich schiesse Fotos was die Kamera her gibt. Die vielen leeren Patronenhülsen weiter unten zeugen davon, dass hier nicht nur auf die Sonne geschossen wird, sondern wohl auch der eine oder andere Vogel dran glauben muss. Herrlich ist es hier oben im hohen Norden, wenn die Sonne nicht untergeht. Ich bin zwar noch etliche Kilometer vom Polarkreis entfernt, aber dank der Höhe von über 100m kann man die Mitternachtssonne trotzdem sehen. Die kleine Insel Hrisey ist heute mein Ziel. Mit einer Fähre ist man in einer Viertelstunde auf der Insel. Hier hat sich aufgrund der abgeschiedenen Lage eine eigene Vogel und Pflanzenwelt gebildet. Auch das kleine schmucke Dorf ist sehr schön, aber ziemlich Verschlafen.

Dienstag 24. Juni Dalvik

Heute gehe ich es ein wenig gemütlicher an, denn schliesslich habe ich gestern eine lange Nacht gehabt. Auf nach Akureyri und ein wenig Dorfbummel und auch den Blog wieder in Schuss halten.

Mittwoch 25. Juni Dalvik

Ich bin schon ziemlich im Norden, aber mit dem Schiff geht's noch ein wenig nördlicher. Grimsey am Polarkreis lockt mich. Nach gut 3 Stunden Fahrt komme ich auf dieser Insel mit wenig Bewohnern aber vielen Vögeln an. Einige der Vögel haben aber einen Vogel, denn in Kamikaze Manier greifen sie im Sturzflug an. Viel friedlicher sind da die Papageitaucher, die das oberste Stockwerk der Klippen bewohnen. Im Süden kann man die Berge von Islands Nordküste im Sonnenlicht sehen. Auch heute kann ich wieder einen gemütichen Abend auf einer einsamen Farm erleben. Mit einem isländischen Börsenheini und zwei Deutschen schauen wir meine Bilder an. Mit Sonnenschein bis nach Mitternacht und einem Bad im Hot Pot beschliesse ich den Tag.

Donnerstag 26. Juni Dalvik

Ich nehme Abschied von Akureyri und fahre weiter auf die Halbinsel Skagi. Vorbei an verlassenen Bauernhöfen und einem schönen Wasserfall fahre ich an vielen Buchten entlang an den nördlichsten Zipfel. Da es wieder fast wolkenlos ist, will ich nochmals versuchen die Mitternachtssonne zu sehen. Ca. um 01:20 erreicht die Sonne hier ihre tiefste Stelle. Leider schiebt sich um 00:30 eine Wolkenbank vom meine Linsen, sonst wäre das wieder eine super Fotoserie geworden. Beim Leuchtturm von Kalfshamarsvik schlage ich mein Zelt auf.

Freitag 27. Juni Skagi

Die Gegend von Blönduas ist bekannt für ihre grossen Bauernhöfe. Viel Schafzucht wird hier betrieben, aber auch Pferdefarmen und Milchwirtschaft gibts hier. Zuerst besuche ich aber noch Hvitsekur, die imposante Felsformation im Hunafjördur. Gegen Abend schiebt sich eine grosse Wolkenbank von Norden her aufs Festland. So suche ich mir ein Quartier in der Schule von Hunavellir. Im Klassenzimmer 2 richte ich mich ein. Dieses Wochenende ist auch eine Hochzeitsgesellschaft hier und so gibt es ziemlich viel Betrieb. Viele stellen bei Wind und Regen ihre Zelte auf und ich bin froh im Trockenen zu sein.

Samstag 28. Juni Blönduos

In der Nacht hat es weit herunter geschneit. Aber um Mittag reissen die Wolken wieder auf. Auf der letzten Farm vor der Kjöur Route besuche ich eine Deutsche, die seit 3 Jahren hier lebt und auf verschieden Farmen arbeitet. Nachmittags mache ich einen Abstecher nach Saudarkrokur. Bei viel Wind und Sonnenschein geniesse ich Berge und Meer.

Sonntag 29. Juni Hvammstangi

Regentag in einem kleinen Fischerdorf. Karten schreiben und Kaffee trinken.

Montag 30. Juni Hvammstangi

Heute gehe ich in Borgarnes die Post abholen und dann ab in die Westfjorde.

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